Molitorgasse 5-9
Molitorgasse 5-9
Molitorgasse 5-9, 1110 WienBaujahr: 1955-1957
Wohnungen: 47
Architekt: Oskar Trubel
Weitere Adressen
Rinnböckstraße 33, 1110 Wien
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Vor dem Pestjahr 1679 war das Gebiet des heutigen Simmerings, damals noch ein kleines Dorf im Bereich der Laurenzkirche, ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 vollzog sich im Ort eine Rückbildung zur bäuerlichen Struktur mit vielen kleinteiligen Feldern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein kleines Dorf. Erst zu Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Simmering durch den Zuzug großer Unternehmen, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde, zu einem Industrie- und Arbeitervorort. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung waren die im Bereich der Simmeringer Haupstraße 1-3 errichteteten Rinnböckhäuser. Die heute noch zum Teil erhaltenen Häuser waren damals die zweitgrößte Wohnhausanlage Wiens und rückten Simmering ein Stück näher an die Stadt. 1892 wurden Simmering und Kaiserebersdorf sowie kleine Teile von Kledering, Schwechat und Albern als 11. Bezirk nach Wien eingemeindet.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage besteht aus einem an die geschlossene Verbauung der Rinnböckstraße angefügten Block (Ecke Molitorgasse) und aus einem frei stehenden Block an der Molitorgasse. Die Straßenfront des fünf Geschoße umfassenden Gebäudes an der Rinnböckstraße wird durch vier Fensterachsen strukturiert, die in Paaren angeordnet sind, wobei rechts eine markante, breite Mauerfläche frei bleibt. Die Fenster sind mit einer schlichten Rahmung versehen in die glatte Putzfassade eingesetzt, die von der niedrigen Sockelzone bis zum weit vorkragenden Dachgesims ohne Zäsur hochgezogen ist. Die Fenster an der Schmalseite zur Molitorgasse sind mit Balkonen ausgestattet. Die Rückseite wird vom neben der Stiegenhausachse liegenden Glasturm des später eingebauten Aufzuges dominiert. Das an der Molitorgasse liegende Gebäude beherbergt zwei Stiegenhäuser. Die Front wird durch Achsen unterschiedlich großer Fenster strukturiert, die gleichmäßig und zum Teil mit Balkonen versehen in die glatte Putzfassade eingesetzt sind. Ein breiter Dachausbau zentriert die Fassade auf die mittig gelegenen Achsen. Erschlossen werden die Stiegenhäuser von der Rückseite. Auch an ihr wurden nachträglich Aufzugstürme errichtet.
... und die Kunst
Der Baublock an der Ecke Rinnböckstraße/Molitorgasse wird von dem Wandmosaik "Gestirne" des bedeutenden Graphikers Hermann Kosel (1955/57) geschmückt.
Der Name
Der ursprünglich als Blumengasse bezeichnete Straßenzug wurde 1894 nach Johann Konrad von Molitor (1628-1708) benannt. Er war Pfarrer der Laurenzkirche in Simmering, die er nach der Verwüstung durch die Türken (1683) wieder in Stand setzte.
Architekten
Oskar Trubel - Oskar Trubel (1915-1977) studierte ab 1948 Architektur bei Lois Welzenbacher an der Akademie der bildenden Künste Wien. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war er am Wiederaufbau und der Errichtung zahlreicher Wohnhäuser beteiligt. Für die Gemeinde Wien entwarf Trubel unter anderem die Wohnhäuser Bernardgasse 10 in Wien 7 (1949/50), Molitorgasse 5-9 in Wien 11 (1948-1950) und die Anlage Gassergasse 48-50 in Wien 5 (1961-1962).