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Dommesgasse 1-7

Fakten

Dommesgasse 1-7

Dommesgasse 1-7, 1110 Wien

Baujahr: 1956-1957

Wohnungen: 125

Architekt: Matthäus Jiszda II., Fritz Slama, Otto Schönthal

Weitere Adressen

Simmeringer Hauptstraße 102, 1110 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Simmering ein von Äckern und Gärten umgebenes, kleines Dorf. Erst Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich hier große Betriebe an, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde, und Simmering entwickelte sich in der Folge zum Arbeiter- und Industrievorort. So gab es etwa um 1900 auf dem Gelände zwischen Grillgasse und Dommesgasse eine große Eisengießerei, die sich von der Simmeringer Hauptstraße bis zur Lorystraße erstreckte. Im Bereich der Nummern 2-6 war die Dommesgasse bereits kurz nach 1900 geschlossen mit Mietshäusern verbaut, die mit ihren Rückseiten an die Anlage der Gießerei grenzten. Auf der gegenüberliegenden Seite, dem Gelände der Wohnhausanlage, standen hingegen nur vereinzelt kleine Nutzbauten.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus vier Gebäuden, die jeweils fünf Geschoße umfassen. Das erste grenzt an die geschlossene Verbauung der Simmeringer Hauptstraße an, die anderen drei liegen dahinter in zeilenförmiger Verbauung quer zur Dommesgasse. Das Erdgeschoß des Straßenblocks ist als Geschäftszone ausgebildet. Die Fassade wird durch symmetrisch angeordnete Achsen großer und kleiner Fenster strukturiert, die mittels dezenter Rahmungen in die glatte Fassade eingesetzt sind. Ein über zwei Achsen reichender Dachausbau zentriert den Fassadenaufbau auf die Mittelachse. Allerdings wird die Symmetrie durch den rechten, etwas breiteren Gebäudeteil gestört. Die Zugänge zu den Wohngeschoßen liegen an der Rückseite des Hauses. Hier werden durch die versetzten Fenster der Stiegenhäuser und durch eine Achse französischer Fenster gliedernde Akzente gesetzt. Der direkt dahinter liegende, frei stehende Block beherbergt nur ein Stiegenhaus. Das nächste, zwei Stiegen umfassende Gebäude wird durch einen Sprung in der Baulinie in zwei zueinander versetzte Blöcke geteilt. Das hinterste Gebäude wird über drei Stiegen erschlossen, weist ebenso einen Sprung auf und schiebt sich dadurch an die Baulinie der Hugogasse vor. Die einzelnen Gebäude sind ähnlich wie der Straßenblock strukturiert und mit Balkonen bzw. Loggien ausgestattet. Für Abwechslung sorgt auch die unterschiedliche Farbgebung der Häuser.

... und die Kunst

Die Fassade des an der Simmeringer Hauptstraße liegenden Gebäudes ziert das Mosaikwandbild "Vogelflug" von Helene Hädelmayer (1956/57). In der Grünfläche zwischen den Wohnblöcken befindet sich eine Springbrunnenanlage aus vier Mosaikscheiben, gestaltet von Josef Seebacher (1960/61).

Der Name

Die Dommesgasse ist nach dem aus Mähren stammenden Wohltäter Josef Domes (1805-1878) benannt. Er gründete 1859 den 1. Simmeringer Krankenunterstützungs- und Leichenverein, der es sich zur Aufgabe machte, "seine wirklichen Mitglieder im Falle deren Erkrankung zu unterstützen und ihnen im Todesfalle ein anständiges Begräbnis zu besorgen".

Architekten

Matthäus Jiszda II. - Matthäus Jiszda II. (1908-1998) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Clemens Holzmeister und Peter Behrens. Er entwarf hauptsächlich Betriebswerkstätten für Industriekonzerne; für die Gemeinde Wien plante er unter anderem den Salvador-Allende-Hof in Wien 11 (mit Otto Frank und Richard Horner) sowie den Karl-Wrba-Hof in Wien 10 (mit seinem Sohn Matthäus Jiszda III.).

Fritz Slama - Fritz Slama (geb. 1908 in Brünn/Tschechien; verst. 1981 in Neulengbach/NÖ) war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Wohnhäuser Gerlgasse 14 in Wien 3 (1952/53) und Dommesgasse 1-7 in Wien 11 (1956/57).

Otto Schönthal - Otto Schönthal (1878-1961) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner. Bereits während seines Studiums entwarf er den Mozartbrunnen (gemeinsam mit Carl Wolleck) am Mozartplatz in Wien 4. Eines seiner prominentesten Bauwerke ist die Trabrennanlage Krieau im Wiener Prater. Von 1908 bis zu seiner Emigration nach Jugoslawien 1938 arbeitete Schönthal mit seinem Studienkollegen Emil Hoppe in einer Bürogemeinschaft. Nach Kriegsende kehrte Schönthal nach Wien zurück und beteiligte sich am Wiederaufbau. Von Otto Schönthal stammen u. a. die Wohnhausanlagen "Westermannhäuser" in der Dorotheergasse (zusammen mit Emil Hoppe und Marcel Kammerer) und "Sandleiten" im 16. Bezirk sowie der "Zürcherhof" in der Laxenburger Straße und den "Strindberg-Hof" in der Rinnböckstraße, die er beide gemeinsam mit Emil Hoppe kreierte.