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Lorystraße 57

Fakten

Lorystraße 57

Lorystraße 57, 1110 Wien

Baujahr: 1975-1976

Wohnungen: 35

Architekt: Robert Poschacher

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

In einem Dokument von 1130 wird als Besitzer eines kleinen Ortes im Bereich der Laurenzkirche "Isinrich von Simmaningen" genannt. Bei den "von Simmaningen" dürfte es sich um ein in dieser Gegend ansässiges Landadelsgeschlecht gehandelt haben, dessen Spuren sich im 14. Jahrhundert verlieren, als sich der Name Simmering jedoch für den Ort bereits etabliert hatte. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein von Äckern und Gärten umgebenes kleines Dorf. Erst zu Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich große Betriebe hier an, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde, wie etwa "Die Maschinen- und Waggonfabrik AG" und die erste Fabrik der Unternehmerfamilie Mautner Markhof. In der Folge entwickelte sich Simmering zum Arbeiter- und Industrievorort, der 1892 zusammen mit Kaiserebersdorf sowie kleinen Teilen von Kledering, Schwechat und Albern als 11. Bezirk nach Wien eingemeindet wurde.

Die Architektur

Die sechs Geschoße umfassende Wohnhausanlage erstreckt sich über drei Stiegenhäuser entlang der Lorystraße. Das Erdgeschoß ist deutlich hinter die Baulinie zurückversetzt und durchgehend mit grüner Blechverkleidung versehen. Hier befinden sich links die Einfahrt zur Tiefgarage, die tief eingeschnittenen Zugänge zu den drei Stiegenhäusern und diverse Versorgungsräumlichkeiten. Die darüber ansetzende Fassade ist auf die Baulinie der Nachbarbauten vorgezogen. Sie besteht aus vorgefertigten, lang gezogenen Betonplatten, die mittels diagonaler Rillen strukturiert sind. Pro Geschoß sind sechs Platten mit jeweils entgegengesetzt verlaufenden Rillen angebracht. Zwischen den Betonbändern sind, etwas hinter die Fassadenflucht zurückversetzt, die Fenster eingelassen. Sie sind nur etwas niedriger als die Betonplatten und fügen sich mit ihren grün lackierten Rahmen zu grünlichen Glasbändern zusammen. Dadurch kommt es zu einer horizontalen Schichtung von massiven und transparenten Konstruktionselementen, wobei die grün gerahmten Glasflächen mit dem dichten Grün der Straßenbepflanzung verschwimmen und sich in ihm aufzulösen scheinen. Durch die strukturierte Oberfläche verlieren auch die Betonplatten an Massivität und werden unter den Schattenwürfen der Bäume zu dünnen Membranen, die scheinbar frei zwischen den Nachbargebäuden aufgespannt sind.

Der Name

Benannt ist die Straße nach dem Wundarzt Karl Lory (1794-1867). Er sammelte Heilkräuter für Arzneizwecke und behandelte damit kostenlos die Armen von Simmering. Lory besaß das Haus Simmeringer Hauptstraße 123.

Architekten

Robert Poschacher - Robert Poschacher (geb. 1932) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien bei Erich Boltenstein und Karl Schwanzer, dessen Assistent er von 1962 bis 1968 war. Ab 1968 hatte Poschacher als selbständiger Architekt ein eigenes Büro in Wien mit einer Niederlassung in Waidhofen an der Thaya. Sein Aufgabenbereich lag vor allem im sozialen Wohnbau. Zahlreiche Wohnhäuser im Waldviertel und in Wien wurden von ihm entworfen. Nach seinen Plänen erfolgte unter anderem auch (gemeinsam mit Arch. Pfaffenbichler) der Umbau und die Erweiterung des Landesklinikums Waidhofen an der Thaya und die Errichtung der HTL Karlstein.