Luzegasse 2-4
Luzegasse 2-4
Luzegasse 2-4, 1110 WienBaujahr: 1976-1978
Wohnungen: 98
Architekt: Walter Strauss, Heinrich Benedikt
Weitere Adressen
Kaiser-Ebersdorfer Straße 176, 1110 Wien
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Die Wohnhausanlage liegt im Bezirksteil Kaiserebersdorf, das ursprünglich ein Gassengruppendorf unterhalb der Simmeringer Terrasse war. Urkundlich wurde die Gemeinde erstmals 1108/25 erwähnt. Sie war ab dem 12. Jahrhundert im Besitz der Herren von Himberg und später jener von Ebersdorf. 1499 kam die Herrschaft in den Besitz von Kaiser Maximilian I., der Ebersdorf als Jagdgebiet nutzte und den Herrensitz zu seinem noch heute bestehenden Jagdschloss ausbauen ließ. Bis in die 1960er-Jahre bewahrte das von weitläufigen Gartenflächen umgebene Kaiserebersdorf seinen dörflichen Charakter. Erst durch die Errichtung großer Wohnanlagen auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen wurde es dichter an das Stadtgebiet angeschlossen. Die Luzegasse wurde 1974 auf den Feldern "Ober den Krautgärten" angelegt und in der Folge die Wohnhausanlage erbaut.
Die Architektur
Die sechs Stiegenhäuser umfassende Wohnhausanlage erstreckt sich L-förmig auf dem Grundstück Ecke Kaiser-Ebersdorfer Straße/Luzegasse. Der Komplex besteht aus fünf Häusern, die fünf bis maximal sieben Hauptgeschoße umfassen und zueinander versetzt angeordnet sind. An der geschlossenen Front zur Kaiser-Ebersdorfer Straße liegen drei Stiegenhäuser, die sich durch Achsen schmaler, horizontal ausgerichteter Industriefenster nach außen hin abzeichnen. Sie werden durch die abwechselnde Anordnung in schmale und breitere Platten vertikal rhythmisiert und setzen sich so deutlich von den seitlichen Risaliten ab, die gleichmäßig von horizontalen Fensterbändern durchzogen werden. Markant vorgezogene Wandscheiben grenzen die einzelnen vor- und rückspringenden Bauteile voneinander ab und lassen so eine äußerst bewegte, abwechslungsreiche Front entstehen. Zugleich setzen sie den vertikalen Ausgleich zur Dominanz der horizontalen Fensterstrukturen. Im Gegensatz zur geschlossenen Straßenfront brechen mit Blumenwannen besetzte Loggienachsen das Gebäude zum begrünten Straßenhof an der Luzegasse auf. Der Hof ist deutlich niedriger angelegt als das Straßenniveau und über kleine Treppenanlagen zugänglich, wodurch er von der Straße betont abgegrenzt und als geschlossene Einheit erscheint. Der Wohnhausanlage vorgelagert ist an der Kaiser-Ebersdorfer Straße eine zweigeschoßige, offene Garage.
... und die Kunst
Im Hof der Anlage befindet sich der von Karl Prantl gestaltete "Meditationsstein". Die schmale Fassade zur Luzegasse wurde von Stephan Pral mit dem Wandmosaik "Baum" versehen.
Der Name
Benannt ist die Gasse in Erinnerung an Hofrat Prof. Karl Luze (1864-1949). Der Komponist wirkte 42 Jahre lang an der Wiener Staatsoper, zuletzt als Chordirigent. Von 1913 bis 1934 war er Chormeister des Wiener Männergesang-Vereins.
Architekten
Walter Strauss - Walter Strauss (geb. 1932) studierte bis 1957 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister. Im Anschluss arbeitete er unter anderem in den Büros von Josef Hoffmann, Erich Boltenstern und Oswald Haerdtl, wo er etwa an der Erbauung des Wien Museums am Karlsplatz beteiligt war. 1965 machte sich Strauss als Architekt selbständig. Er war vor allem im Bereich Industrie- und Gewerbebau tätig und baute mehrere Geschäftslokale um, wie auch Filialen für "Nordsee". Für die Gemeinde Wien entwarf er gemeinsam mit Heinrich Benedikt die Wohnhausanlage Luzegasse 2-4 in Wien 11 (1976-1978).
Heinrich Benedikt - Heinrich Benedikt (1918-1997) studierte zunächst 1938 und 1939 Malerei an der Wiener Kunstgewerbeschule und erst von 1942 bis 1946 Architektur bei Franz Schuster. Zusammen mit Hermann Aichinger entwarf er die Wohnhausanlagen Breitenseer Straße 68-74 in Wien 14 (1957-1959) und Neilreichgasse 95-99 in Wien 10 (zusammen mit Lucia Aichinger, 1960-1962). Außerdem war Benedikt an der Errichtung des Theodor-Körner-Hofes in Wien 5 (Margaretengürtel 68-74, 1951-1955) beteiligt.