Eisteichstraße 17-27
Eisteichstraße 17-27
Eisteichstraße 17-27, 1110 WienBaujahr: 1976-1982
Wohnungen: 150
Architekt: Peter E. Swienty, Peter Paul Pontiller
Weitere Adressen
Fuchsröhrenstraße 40-46, 1110 Wien
Fuchsröhrenstraße 36, 1110 Wien
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Der älteste Siedlungskern von Simmering entstand am Rande einer der Stadtterrassen im Bereich der heutigen Kobelgasse westlich des Kirchbergs mit der Laurenzkirche. Der kleine, 1028 erstmals urkundlich erwähnte Ort entwickelte sich in der Folge zu einem Zeilendorf entlang der heutigen Mautner-Markhof-Gasse. Noch vor dem Pestjahr 1679 war das Umfeld im Süden und Osten Wiens bis nach Simmering und weiter bis zu den Donauauen ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 vollzog sich im Ort ein Strukturwandel, der die Rückbildung zu Dorffluren mit vielen kleinteiligen Feldern zur Folge hatte. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein kleines Dorf. Erst durch die Ansiedlung großer Betriebe, denen es Ende des 19. Jahrhunderts im Stadtgebiet zu eng wurde, entwickelte sich Simmering zu einem Industrie- und Arbeiterbezirk, der 1892 Wien eingemeindet wurde.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage umfasst eine Lückenverbauung an der Fuchsröhrenstraße (Nr. 36) und eine geschlossene, hufeisenförmige Verbauung, die sich von der Fuchsröhrenstraße über die Leopold-Abelles-Gasse bis weit in die Eisteichstraße erstreckt. Unmittelbar ins Auge fallen, die sich gerundet vorwölbenden, gelben Stiegenhaustürme. Sie setzen mit ihren schmalen, hohen Fenstern markante vertikale Akzente. Die Fenster der Wohnungen werden durch blaue, gerillte Plattenelemente zu Bändern zusammengefasst. Zwischen den Fensterreihen sind helle Betonplatten eingesetzt, wodurch eine blau-weiße Streifenoptik entsteht. Zudem wird die Architektur durch Risalite in starke Bewegung versetzt. Im Gegensatz zur geschlossenen Außenfassade zeigt der Bau zum parkähnlich angelegten Innenhof eine sehr offene Struktur. Wie an der Straßenseite werden auch hier einzelne Blöcke in den Hof vorgezogen. Sie sind jedoch ganz oder zur Hälfte in Loggien aufgebrochen. Auch in die zurückversetzten, leicht terrassierten Bauteile sind Loggien eingelassen. An den vorgezogenen Blöcken kommt deutlich die tragende Scheibenkonstruktion zum Vorschein, wodurch die Anlage in ihre einzelnen Bauteile aufgelöst wird und der großen Masse ihre Schwere genommen wird. Dazu tragen nicht nur die zahlreichen Vor- und Rücksprünge bei, sondern auch die den Loggien vorgelagerten Betonblumenwannen, die seitlich über die Risalite hinausreichen und die Architektur an das Grün des Innenhofes anbinden. Bemerkenswert sind die in die Hoffassade eingepressten Eisblumen-Motive. Sie sind laut Architekten eine Anknüpfung an die Straßenbezeichnung, die auf die hier einst bestehenden Eisteiche verweist.
Der Name
Die Eisteichstraße wurde im Jahr 1904 nach den hier einst bestehenden Teichen benannt, die im Winter der Eisgewinnung dienten.
Architekten
Peter E. Swienty - Der aus Innsbruck stammende Peter E. Swienty (1933-1992) studierte bis 1959 an der Technischen Hochschule Wien. Nach dem Studium war er zunächst in verschiedenen Ateliers in Wien und in Innsbruck tätig, bevor er sich 1964 als Architekt selbständig machte und eine Arbeitsgemeinschaft mit Peter P. Pontiller einging, die bis zu seinem Tod 1992 bestand. Vor allem Schulen, Wohnanlagen, Bürogebäude und gewerbliche Bauten wurden nach ihren Plänen errichtet, darunter die Universitätssportstätten Innsbruck (um 1968) und die Wohnhausanlage Eisteichstraße 17-27 für die Gemeinde Wien (1976-1982).
Peter Paul Pontiller - Peter Paul Pontiller (geb. 1936 in Innsbruck) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterklasse für Architektur bei Roland Rainer, wo er 1962 sein Diplom erhielt. Bereits während des Studiums arbeitete er im Atelier von Roland Rainer und im Anschluss in der Stadtplanung Wien. Von 1965 bis 1992 arbeitete er als freischaffender Architekt mit Peter Swienty zusammen, zunächst in Wien und ab 1973 in Innsbruck. Zu seinem Arbeitsbereich zählen vor allem städtebauliche Fragen und die Entwicklung neuer Wohnformen. 1976 begann das Büro mit der Entwicklung eines überregionalen Architektursystems für das österreichische Bundesheer, das zur Grundlage mehrerer Soldatenstädte wurde.