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Theresienbadgasse 1

Fakten

Theresienbadgasse 1

Theresienbadgasse 1, 1120 Wien

Baujahr: 1911-1911

Wohnungen: 5

Architekt: Max Neuwirth

Weitere Adressen

Schönbrunner Straße 261, 1120 Wien

Wohnen in Wien

Im 19. Jahrhundert wuchs als Folge der massiven Industrialisierung die Arbeiterschicht stark an, die Einwohnerzahl Wiens explodierte, vor allem auch durch den Zuzug aus den ländlichen Gebieten der Donaumonarchie. Die nötigen Wohnungen wurden nahezu ausschließlich von Privaten gewinnorientiert gebaut. Mietskasernen mit so genannten "Bassena-Wohnungen" - Zimmer, Küche, Wasser und WC auf dem Gang - entstanden. Viele mussten diese kleinen Wohnungen (zwischen 20 und 30 Quadratmetern) noch mit Bettgehern und Untermietern teilen, um die Miete zahlen zu können. In den Jahren des Ersten Weltkrieges stagnierte die Bautätigkeit.

Geschichte

1705 ließ Kaiser Joseph I. auf dem wildreichen Gelände des Gatterhölzls in Meidling ein kleines Jagdschloss errichten. Nach einigen Besitzerwechseln entdeckte ein neuer Eigentümer, der Abbé Pohl, 1755 in seinem Gartenbrunnen schwefelhaltiges Wasser. 1757 wurde das Schlösschen versteigert. Vom neuen Besitzer, dem Hofmaler Martin van Meytens, kaufte es die Kaiserin Maria Theresia. Sie ließ ein Bad für die kaiserliche Familie einrichten, die nicht weit entfernt in Schönbrunn wohnte. 1782 wurde eine zweite Quelle entdeckt, die eisenhaltiges Wasser enthielt. Kurz darauf wechselte das nun groß ausgebaute Bad erneut den Besitzer und wurde auch für die Allgemeinheit zugänglich. Das Kurbad war äußerst beliebt und blieb es auch für fast 100 Jahre. Mit der zunehmenden Industrialisierung des Bezirks sanken die Besucherzahlen aber und der Betrieb wurde unprofitabel. 1881 kaufte die Gemeinde Untermeidling das gesamte Areal von 70.000 Quadratmetern um 300.000 Gulden. Die Badeeinrichtungen wurden abgebrochen und auf dem Areal entstanden das Amtshaus, zwei Schulen, mehrere Wohnhäuser und ein neues Theresienbad. Das Wohnhaus der Gemeinde wurde 1911 im Zuge einer Erweiterung des - laut Inschrift auf einer in der Hufelandgasse angebrachten Kartusche - 1884 errichteten Amtshauses an dieses angebaut.

Die Architektur

Das fünfgeschoßige Gebäude ist etwas von der Baulinie des benachbarten Amtshauses zurückgesetzt. Es handelt sich um eine Eckverbauung mit konvex gerundeter, zweiachsiger Ecke und zwei zueinander symmetrischen fünfachsigen Flügeln entlang der Theresienbadgasse und der Schönbrunner Straße. Die Fassade ist ganz auf die Eckansicht ausgerichtet. Obwohl das Kranzgesims mit dem Amtshaus auf selber Höhe ist, ist das Satteldach des Wohnhauses niedriger. Über der gerundeten Eckfassade laufen die Sparren im Dachstuhl konisch auf einen Punkt zusammen. Heute präsentiert sich die Dachlandschaft stark verändert. Es fehlen die im Plan eingezeichneten aufwändigen Dach- und Giebelaufbauten beim gesamten Amtshauskomplex. Die Wohnhausfassade ist dem manieristisch geprägten Neo-Renaissance-Stil des Amtshauses angeglichen. Sie ist über die ganze Länge und Höhe mit horizontalen Nutungslinien überzogen, wobei die Rustizierung im Erdgeschoß kräftiger artikuliert ist. Die zweigeschoßige Beletage ist von diesem durch eine Gesimsleiste getrennt. Die Fenster ihres ersten Geschoßes sind durch Dreiecksgiebelverdachungen hervorgehoben, wovon die Dreiecksgiebel über den vier mittleren, dreiflügeligen Fenstern gesprengt sind. Zwei der dreiflügeligen Fenster mit Sprenggiebel gehören der Eckrundung an, je ein weiteres bereits den Seitenfassaden. Die vier weiteren Fenster jeder Seitenfassade sind nur noch zweiteilig. Davon haben die beiden mittleren ebenfalls Sprenggiebel. In den darüberliegenden Geschoßen sind alle Fensterverdachungen einheitlich gerade gestaltet. Der Reichtum der manieristischen Schmuckformen, wie Festonen, Kopfkonsolen, pylonenartige Gebilde und Beschlagwerk, nimmt vom ersten Geschoß der Beletage bis zum obersten Geschoß ab. Riesenpilaster nobilitieren die Fassade und rahmen die Eckrundung. Sie sind mit dem Gebälk verkröpft und werden im darüberliegenden Geschoß als Mauervorlagen weitergeführt, die sich schließlich auch mit dem Kranzgesims verkröpfen. Das Erdgeschoß ist mit dem Mezzanin zu einem Geschäftsbereich ausgebaut. Der Eingang mit trapezförmig geknicktem Giebel befindet sich in der Theresienbadgasse. Man gelangt in ein helles Foyer mit hüfthoch marmorverkleideten Seitenwänden und in ein helles, geräumiges Stiegenhaus. Der im Vergleich winzige fünfeckige Lichthof ist von hohen gelben Mauern umstanden. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse ist an der Westseite eine Balkonachse angebracht worden. Alle Fenster haben erhöhte Putzrahmen und viele der dreiflügeligen Fenster haben noch partiell die Jugendstilverglasung.

... und die Kunst

Die Fassaden sind reich mit Stuckköpfen, Festonen und Beschlagwerk dekoriert, die einen spätmanieristischen Eindruck erzeugen.

Der Name

Die Theresienbadgasse ist nach dem berühmten Kurbad benannt, das sich Maria Theresia im 18. Jahrhundert für ihre Familie ausbauen ließ und das schon 1782 durch einen neuen Besitzer auch öffentlich zugänglich gemacht wurde. Dieser benannte das Theresienbad nach seiner Vorbesitzerin.

Architekten

Max Neuwirth - Max Neuwirth (1873-1952) besuchte in Wien die zweijährige Werkmeisterschule an der Staatsgewerbeschule. Ab 1900 begann er, als Architekt Aufträge zu übernehmen, die Baumeisterkonzession erlangte er zehn Jahre später. Zu seinen Bauwerken zählen vor allem Fabriken und Wohnhäuser, wobei er vowiegend in den Außenbezirken tätig war. Nach seinen Entwürfen wurden unter anderem die Wohnhäuser Zenogasse 5 in Wien 12 (1906) und Schönbrunnerstraße 264 in Wien 12 (1914) errichtet. Werke aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sind nicht überliefert.