Franz-Seitler-Hof
Franz-Seitler-Hof
Sebastianplatz 5, 1030 WienBaujahr: 1954-1955
Wohnungen: 137
Architekt: Fritz Hannes Schneider, Hilde Schwaiger
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Bis ins späte 19. Jahrhundert bestand das Gebiet zwischen Ungergasse und Landstraßer Hauptstraße großteils aus Gemüsegärten und prachtvollen Schlossgärten. Im Bereich des Dannebergplatzes befand sich die weitläufige Parkanlage des Palais Arenberg (Landstraßer Hauptstraße 96, 1958 abgerissen). Die Gärten des ehemaligen Palais Sternberg (heute italienisches Kulturinstitut, Ungergasse 43) reichten bis zum heutigen Ziehrerplatz. Der Garten galt mit seiner Orangerie und dem Treibhaus im 19. Jahrhundert als Sehenswürdigkeit. Ab 1900 wurden die Grünflächen parzelliert und der Dannebergplatz, der Sebastianplatz und der Ziehrerplatz angelegt, um die man bis zum Ersten Weltkrieg großbürgerliche Wohnhäuser errichtete.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage besteht aus zwei durch die Hintzerstraße voneinander getrennte Eckhäuser. Die Hauptfront des Gebäudes an der Ecke Sebastianplatz/Charasgasse ist vom Erdgeschoß bis zum Dachansatz ohne Strukturierung hochgezogen. Durch vier Achsen französischer
... und die Kunst
Am Gebäude Nr. 5 ist ein von Robert Aigner gestaltetes Natursteinmosaik (1953/55) angebracht. Es handelt sich dabei um die szenische Darstellung des Scharlach-Rennens. Dieses Reitturnier wurde von 1382 bis 1534 zweimal pro Jahr, am Himmelfahrtstag im Mai und am Katharinentag im November, ausgetragen. Die Strecke verlief entlang des Rennweges von Sankt Marx in die Stadt und über die Beatrixgasse und Ungargasse zurück auf den Rennweg. Dem Sieger wurde ein wertvolles Scharlachtuch überreicht.
Der Name
Eine Gedenktafel am Gebäude Nr. 5 erinnert an Franz Seitler (1909-1993). Er war von 1959 bis 1973 Bezirksvorsteher des 3. Bezirks und Vorsitzender des Pensionistenverbandes.
Prominente Bewohner
Im Gebäude Nr. 5 wohnte Franz Seitler (1909-1993), nach dem die Wohnhausanlage auch benannt ist. Er war von 1959 bis 1973 Bezirksvorsteher des 3. Bezirks und Vorsitzender des Pensionistenverbandes.
Im Haus Nr. 6 wohnte Frieda Nödl (1898-1979). Sie war vor und während des Zweiten Weltkrieges in der sozialistischen Untergrundbewegung tätig. Von 1945 bis 1964 gehörte Nödl dem Wiener Gemeinderat an. Die Wohnhausanlage Rochusgasse 3-5 trägt ihren Namen.
Architekten
Fritz Hannes Schneider - Fritz Hannes Schneider (1886-1964) studierte von 1906 bis 1916 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem einen Bauteil des Franz-Seitler-Hofes in Wien 3, Sebastianplatz 5 (1954/55).
Hilde Schwaiger - Hilde Schwaiger (geb. 1922, verehelichte Withalm) studierte ab 1942 an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf sie den Bauteil Sebastianplatz 5 des Franz-Seitler-Hofes in Wien 3 (1957/58). Im Zuge der Assanierung Erdbergs war Schwaiger auch an den Plänen zur Wohnhausanlage Leonhardgasse 2-10 in Wien 3 (1957/58) beteiligt.