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Arndtstraße 30-34

Fakten

Arndtstraße 30-34

Arndtstraße 30-34, 1120 Wien

Baujahr: 1969-1971

Wohnungen: 52

Architekt: Rudolf Sorgo, Elisabeth Hofbauer-Lachner, Friedrich Pangratz, Julius Csizmazia

Weitere Adressen

Haebergasse 5, 1120 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Um 1800 gab es vor der Hundsturmer Linie entlang des Wienflusses eine Siedlung von Färbern, Gerbern und Wäschern, die 1819 als selbstständige Gemeinde von Meidling abgespalten wurde. Die Grenzen von "Gaudenzdorf" zogen sich von der heutigen Lobkowitzbrücke entlang der Schönbrunner Straße bis zur Arndtstraße im Süden. Bis etwa 1880 wurden alle Gründe in Gaudenzdorf mit ein- bis zweigeschoßigen Handwerkshäusern verbaut, die heute fast zur Gänze überbaut sind.

Die Architektur

Die Anlage umfasst einen dreiteiligen Block entlang der Haebergasse sowie eine fünfteilige Linienverbauung auf dem leicht abfallenden Terrain entlang der Kobingergasse mit einem Durchgang zum nach hinten versetzten fünften Teil. Ein weiterer zweiteiliger Block verläuft an der Schönbrunner Straße Richtung Westen zur Kobingergasse. Alle Gebäude sind sechsgeschoßig.
Der dreiteilige Bau an der Haebergasse hat an der Ostfassade in der Mitte jeder Einheit ein leicht zurückversetztes Stiegenhaus, dessen große dreiflügelige Fenster übereinander liegen. Diese vermitteln nicht mehr so stark den Eindruck von Glasschneisen wie die höheren, aus vertikalen Industrieglaspaneelen zusammengesetzten Gangfenster der anderen Blöcke. Auf beiden Seiten der Stiegenhausachsen sind in jedem Geschoß versetzt kleine quadratische Nassraumfenster paarweise angeordnet. Die Wandbahnen dazwischen verfügen über drei Fensterachsen, während die Mauer nach außen bis zur Kante geschlossen bleibt. Durch die Gelbfärbung der Gebäudeenden wird die lange Fassade optisch zusammengefasst.

An der Westfassade des fünfteiligen Baus sind die beiden Fensterachsen zwischen den Nassräumen vertikal jeweils stärker zusammengeschlossen, die längeren französischen Fenster sind durch Farbfelder optisch zu Bahnen verbunden. An den Fassaden aller Blöcke befinden sich zu den Grünbereichen hin hochgestellte, längsrechteckige Maueraussparungen, die Raum für eingehängte Balkone schaffen.

Die Nordfassade des zweiteiligen Blocks an der Schönbrunner Straße zeigt eine noch rhythmischere Gestaltung, die kleinen Fensterpaare sind mit Farbfeldern hinterlegt. Im Erdgeschoß befindet sich eine Geschäftszeile.

... und die Kunst

Bronzeplastik auf Betonsockel "Aufspringendes Pferd" von Elizabeth Turolt.

Der Name

Die Arndtstraße wurde 1894 nach Ernst Moritz Arndt (1769-1860) benannt, davor hieß sie Lainzer Straße. Arndt war ein deutscher Dichter, Revolutionär und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Er bekämpfte das Leibeigentum und erreichte dessen Abschaffung im schwedischen Pommern. Später widmete er sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen Napoleon, wozu er in der Erweckung eines deutschen Nationalgefühls das geeignete Mittel sah. Arndt war Professor in Greifswald, musste wegen seiner antifranzösischen Propaganda jedoch vorübergehend flüchten. Nach den Karlsbader Beschlüssen wurde er als "Demagoge" erneut verfolgt und erst 1840 rehabilitiert.

Architekten

Rudolf Sorgo - Rudolf Sorgo (1916-1969) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Als selbständiger Architekt arbeitete er vorwiegend in größeren Gemeinschaften. Für die Gemeinde Wien war R. Sorgo unter anderem an den Entwürfen zu den Wohnhausanlagen Rudolf-Zeller-Gasse 5-11 in Wien 23 (1956-1963), Frömmlgasse 2-4 in Wien 21 (1960/61) und Arndtstraße 30-34 in Wien 12 (1969-1971) beteiligt.

Elisabeth Hofbauer-Lachner - Elisabeth Hofbauer-Lachner (geb. Lachner, 1913-1977) studierte ab 1931 an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war sie vorwiegend in größeren Architektengruppen an mehreren Wohnbauten beteiligt. Zusammen mit Julius Csizmazia, Rudolf Sorgo und Friedrich Pangratz entwarf sie die Wohnhäuser Arndtstraße 30-34 in Wien 12 (1969-1971) und Schönbrunner Straße 195 in Wien 12 (1969). Den Georg-Emmerling-Hof in Wien 2 (Obere Donaustraße 97-99, 1953-1957) plante sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Rudolf Hofbauer und Leo Kammel.

Friedrich Pangratz - Friedrich Pangratz (1910-1997) studierte von 1928 bis 1932 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1933 die zweite Staatsprüfung ablegte. Friedrich Pangratz war für die Gemeinde Wien vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren an der Realisierung zahlreicher Wohnhausanlagen beteiligt. Eigenständig entwarf er unter anderem die Wohnhäuser Fasangasse 35-37 in Wien 3 (1954/55) und Krottenbachstraße 39-41 in Wien 19 (1954/55).

Julius Csizmazia - Julius Cszizmazia (1911-1964) studierte von 1929 bis 1938 an der Bauschule der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Planung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa an der Anlage Schönbrunner Straße 195 in Wien 12 (1969) und Arndtstraße 30-34 in Wien 12 (1969-1971), die beide allerdings erst nach seinem frühen Tod errichtet wurden.