Zeleborgasse 7
Zeleborgasse 7
Zeleborgasse 7, 1120 WienBaujahr: 1930-1931
Wohnungen: 17
Architekt: Otto Bauer
Weitere Adressen
Pachmüllergasse 17, 1120 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Als der älteste Friedhof Meidlings wegen Wasserschäden aufgelassen und verlegt werden musste, stellte der Bürger Johann Putz ein Grundstück kostenlos zur Verfügung, das sich etwa bei den heutigen Straßenzügen Sechtergasse, Pachmüllergasse und Zeleborgasse befand. Dieser zweite Friedhof wurde 1807 eingeweiht. Infolge einer Choleraseuche, die viele Todesopfer forderte, und aufgrund der allgemeinen Bevölkerungszunahme in Meidling musste der Friedhof 1831 sowie 1859 ein weiteres Mal vergrößert werden. Schließlich verlegte man ihn auf die andere Seite des Bahnhofs Meidling. Die Ecke Zeleborgasse/Pachmüllergasse liegt im nördlichen Teil dieses ehemaligen Friedhofareals.
Die Architektur
Das Wohnhaus wurde auf dem leicht abschüssigen, annähernd trapezförmigen Grundstück an der Ecke Zeleborgasse/Pachmüllergasse so eingestellt, dass das Volumen des dreiflügeligen Baukörpers optimal den Platz zwischen den spitzwinkelig aufeinander zulaufenden Gassen nützt. Der Hauptflügel schneidet mit seinem vorderen Abschluss die Ecke ab, während die beiden Hauptfassaden der abgewinkelten, kompakten Seitenflügel an den Gassen liegen. Dem Hauptflügel ist am sich verengenden Platz ein Risalit vorgelagert. In den Risalitecken und in den Ecken der Seitenflügel stehen rau verputzte Pfeiler, an die beiderseits ein leicht vertieftes Sprossenfenster anschließt. In den beiden Obergeschoßen des Risalits ziehen Balkone in einem Bogen um die Ecke und enden im Rücksprung des Risalits. Die spitzwinkelig aufeinander zulaufenden Seitenfassaden der Gebäudeflügel haben an ihrem Berührungspunkt in jedem Geschoß eine sehr schmale, vertiefte Fensterzeile mit Rauputzintervallen, die optisch wie ein Scharnier wirkt. Die Seitenfassaden der Flügel sind mit den Ecken zu einer reizvollen "Schauseite" zusammengeschlossen.In der mit Klinkerziegeln verkleideten Sockelzone des Seitenflügels in der Zeleborgasse befindet sich an der ausgesparten Ecke mit Pfeiler ein Eingang. Ein Treppenlauf führt in das hofseitig gelegene Stiegenhaus des Hauptgebäudes. Es ist als halbrunder Stiegenhausrisalit ausgebildet, von dem aus alle drei Gebäudeteile erschlossen werden und der hofseitig das "Scharnier" zwischen den Seitenflügeln bildet.
Der Name
Die Zeleborgasse ist seit 1894 nach Ignaz Zelebor (1816-1890) benannt, der von 1870 bis 1885 Bürgermeister von Unter-Meidling war.
Architekten
Otto Bauer - Otto Bauer (1897-?) besuchte zunächst die Wiener Kunstgewerbeschule, bevor er nach geleistetem Kriegsdienst von 1917-1921 Architektur an der Technischen Hochschule Wien studierte. Bereits zu dieser Zeit war er eng mit Adolf Loos befreundet. Zusammen mit Loos entstand 1925 das Projekt für ein Bürohochhaus in Paris (Boulevard des Italiens), wohin Bauer 1926 auch seinen Wohnsitz verlegte. Dort wurden nach seinen Entwürfen um 1930 das Verlagsgebäude "Le Journal" und mehrere Filialen der "Bar Automatique Presto" errichtet. Auch am Bau mehrerer Villen und Hotels in Frankreich war er beteiligt. In Wien wurde der Gemeindebau Zeleborgasse 7 in Wien 12 (1930/31) und die Geschäfts- und Verkaufsräume der Firma Siemens & Halske in Wien 3 von ihm geplant. Während der deutschen Besetzung in Frankreich tauchte Bauer in der Provence unter, wo sich seine Spuren verlieren.