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Steinhagegasse 9

Fakten

Steinhagegasse 9

Steinhagegasse 9, 1120 Wien

Baujahr: 1950-1951

Wohnungen: 20

Architekt: Emil Nibio, Josef Leitner

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Auf einer Karte der Gerichtsbezirke von Wien aus dem Jahre 1850 zeigt ein Ausschnitt von Gaudenzdorf - das sich entlang des Wienflusses vor der Hundsturmer Linie entwickelt hatte - das Gebiet unmittelbar nach dem Linienwall (der erst 1893 abgerissen wurde) im Gebiet der Steinhagegasse noch unbebaut, während ringsum bereits neben der Schönbrunner Straße gebaut wurde. Gaudenzdorf dehnte sich Ende des 19.Jahrhunderts bis zur Arndtstraße im Süden aus, die Nordgrenze bildete der Wienfluss. Bis ca.1880 waren alle Gründe des schmalen Areals mit ein- oder zweigeschoßigen Handwerkerhäusern verbaut, die heute allerdings zur Gänze überbaut sind, wie auch hier in der Steinhagegasse vom Volkswohnheim.

Die Architektur

Der achtachsige und fünfgeschoßige Bau steht leicht von der Straße zurückgesetzt zwischen zwei anderen Gebäuden. Beidseitig führt ein Treppenlauf auf ein Postament vor dem zweiflügeligen Tor in der Fassadenmitte, dessen profilierte steinerne Rahmung abgeschrägt ist. An beiden Enden der Fassade wird ein einachsiger Risalit bis ins vierte Geschoß emporgezogen und ein schmaler Balkon daraufgesetzt. Die Balkontür dahinter ist schmäler als die Fenster darunter. Die vier mittleren Fensterachsen sind ebenfalls zweiflügelig verschmälert gegenüber den dreiflügeligen äußeren. Außerdem betont ein kräftiger Profilrahmen die Fenster des Erdgeschoßes und der Risalitachsen. Ein schmales durchlaufendes Gesimsband über dem Erdgeschoß überfängt auch die seitlichen Risalite. Auf dem Satteldach fallen die beiden quer gestellten Rauchfänge in der Portalachse des Gebäudes auf. Die hofseitige Fassade vor einem schmalen Gartenstück ist durch ein Dachgeschoß in den fünf mittleren Achsen überhöht, und die Stiegenhausachse war durch ein Erkerband vom zweiten Geschoß bis unter das Dachgeschoß betont. Heute überdeckt ein breiter Aufzugsturm bis zum First diese frühere Mittelachse.

Der Name

Die Steinhagegasse (vorher Gärtnergasse) wurde 1894 nach Johann Steinhage (1807-1880) benannt. Er war von 1861 bis 1880 Bürgermeister der ehemaligen Ortschaft Gaudenzdorf.

Architekten

Emil Nibio - Emil Nibio (1916-1969) studierte zunächst Malerei, ehe er 1941/42 zur Architektur wechselte. Er nahm Unterricht bei Emil Pirchan, mit dem er an der Umgestaltung der Felsenreitschule in Salzburg arbeitete. Zusammen mit Josef Leitner konzipierte Nibio für die Stadt Wien das Wohnhaus in der Brunner Straße 18 in Wien 23.

Josef Leitner - Josef Leitner (1918-1985) studierte ab 1938 bei Alexander Popp an der Akademie der bildenden Künste Wien. Zusammen mit Emil Nibio entwarf er die Wohnhäuser Brunner Straße 18 in Wien 23 (1952/53) und Steinhagegasse 9 in Wien 12 (1950/51). Josef Leitner war auch an der Planung zur Anlage Gußriegelstraße 51-59 in Wien 10 (1957-1959) beteiligt.