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Kollmayergasse 2-8

Fakten

Kollmayergasse 2-8

Kollmayergasse 2-8, 1120 Wien

Baujahr: 1950-1951

Wohnungen: 44

Architekt: Rudolf Goder

Weitere Adressen

Schönbrunner Straße 159, 1120 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Anlage liegt an der Ecke Kollmayergasse/Schönbrunner Straße in Gaudenzdorf.
Gaudenzdorf entwickelte sich um 1800 im Gebiet vor der Hundsturmer Linie entlang des Wienflusses als eine Siedlung von Färbern, Gerbern und Wäschern, die 1819 als selbstständige Gemeinde von Meidling abgespalten wurde. Bis 1880 waren alle Gründe des schmalen, heute im 12. Bezirk liegenden Territoriums mit ein- bis zweigeschoßigen Handwerkerhäusern verbaut. Heute sind sie fast zur Gänze überbaut.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage umfasst drei große Baukörper, verbunden durch Stiegenhaustrakte, die an der Straßenfassade als Rücklagen mit verspannenden Balkonachsen in Erscheinung treten. Die darunter liegenden Eingangsportale liegen wieder in der Mauerflucht des mittleren Baukörpers. Das Haus in der Schönbrunner Straße und das daran anschließende in der Kollmayergasse haben je sechs Hauptgeschoße. Das dritte Haus in der Kollmayergasse hat nur vier Hauptgeschoße. Die Front des höheren Baukörpers an der Kollmayergasse ist hinter die Baulinie zurückversetzt. Das niedrigere Gebäude steht dazu in einem leicht stumpfen Winkel, ebenso wie das hohe Gebäude an der Schönbrunner Straße. Die verspannenden Balkone in den Rücklagen vermitteln durch eine leicht ondulierende Biegung. Der Architekt musste bei seinem Entwurf das abfallende Terrain und die lange, gekrümmte Einmündung der Kollmayergasse in die Schönbrunner Straße berücksichtigen. Die Fassaden an der Kollmayergasse sind durch den Wechsel von Achsen mit Fenstern und französischen Fenstern gleich gestaltet. Das weit vorstehende Eckhaus hebt sich durch eine Unterführung auf drei mächtigen Betonpfeilern ab. Im Erdgeschoß darunter ist ein Geschäftsbereich eingerichtet. Darüber ist die Kante am Straßenzusammenstoß mit einem über zwei Geschoße reichenden Relief beidseitig hervorgehoben. An seiner Fassade in der Schönbrunner Straße fällt außerdem ein zweiachsiger Erker auf, der durch eine Folge flacher Konsolen abgefedert ist. Der Erker beginnt erst eine Achse nach der Ecke und geht nur vom dritten bis zum fünften Geschoß, liegt also fast mittig im hohen Fassadenteil. Die letzte Achse der Fassade ist um ein Geschoß auf das Niveau des anschließenden Gebäudes abgesenkt. Das hohe, genutete Erdgeschoß verbindet alle Bauteile optisch zu einer Einheit. Die Hoffassaden sind im Dachbereich teilweise zu Dachgeschoßen ausgebaut, die die Dachlinie durchbrechen. Zusätzlich bilden die unterschiedlichen Gebäudehöhen einen unregelmäßigen oberen Abschluss. Die Stiegenaufgänge mit den zwei nachträglich eingestellten Aufzugstürmen liegen alle hofseitig.

... und die Kunst

Zu beiden Seiten der Eckkante des Eckhauses Schönbrunner Straße/Kollmayergasse ist ein Relief angebracht, das auf der Schönbrunnerstraßenseite übereinander Truthahn, Gans, Hahn und 3 Tauben zeigt und auf der Kollmayergassenseite 2 Männer, die einen Käfig mit Geflügel tragen. Ein Register über den Männern steht eine Frau mit einer gerupften Gans in der einen Hand und einer noch lebenden in der anderen. Der/die Künstler/in konnte noch nicht eruiert werden.

Der Name

Die Kollmayergasse ist seit 1894 nach Friedrich Kollmayer benannt, einem Ortsrichter, der 1846-1847 Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Gaudenzdorf war.

Architekten

Rudolf Goder - Rudolf Goder (1901-1977) studierte von 1918 bis 1925 unter anderem bei Siegfried Theiß und Franz Krauß an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Kollmayergasse 2-8 in Wien 12 (1950-1951) und zusammen mit Josef Angst den Paul-Richter-Hof in Wien 15 (Dadlergasse 1-3, 1956-1964).