Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Arndtstraße 31-33

Fakten

Arndtstraße 31-33

Arndtstraße 31-33, 1120 Wien

Baujahr: 1951-1952

Wohnungen: 124

Architekt: Alois Plessinger, Heinrich Reitstätter

Weitere Adressen

Malfattigasse 2, 1120 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Um 1800 gab es im Gebiet vor der Hundsturmer Linie entlang des Wienflusses eine Siedlung von Färbern, Gerbern und Wäschern, die 1819 als selbständige Gemeinde von Meidling abgespalten wurde. Die Grenzen von "Gaudenzdorf" zogen sich von der heutigen Lobkowitzbrücke entlang der Schönbrunner Straße und wurden im Süden bis zur Arndtstraße ausgedehnt. Bis ca. 1880 waren alle Gründe in Gaudenzdorf mit ein- bis zweigeschoßigen Handwerkshäusern verbaut, die heute fast zur Gänze überbaut sind.

Die Architektur

Auf dem rechteckigen Grundstück sind drei zehnachsige Blöcke mit jeweils sechs Geschoßen im gleichen Abstand zueinander zwischen Arndtstraße und Karl-Duch-Weg in Nord-Süd-Richtung eingestellt. Pergolen schirmen die Binnenrasenflächen von der Arndtstraße ab. Die Fassaden aller Blöcke sind gleichartig organisiert. Ein einachsiges Erkerband ist jeweils an der dritten Achse über dem Erdgeschoß bis zum Dach hochgezogen. Die Stiegenaufgänge liegen auf der jeweils gegenüberliegenden Fassade im Hof. Neben den Stiegenaufgängen wurden nachträglich kubische Lifttürme, die bis über die Dachlinie reichen, angefügt. Die zweiachsigen Schmalseiten der beiden äußeren Blöcke sind an der Arndtstraße mit großen Sgraffiti geschmückt. Sie liegen in einem eingetieften Rechteck doppelkreuzförmig zwischen den Fenstern eingespannt, die sich ihrerseits durch einen Putzrahmen von der Fassade abheben. Alle drei Blöcke haben eine ums Eck gezogene Balkonachse. Die heutige Differenzierung der Färbelung (gelb, rosa) in hellere Fenster- und dunklere Wandzonen zwischen den Liftrisaliten verleiht den Bauten einen horizontalen Aspekt.

... und die Kunst

Zwei Sgraffitti: Max Melcher "Die Achtundvierziger Kämpfer"; Johannes Wanke "Hochwasserkatastrophe von 1851".

Der Name

Die Arndtstraße wurde 1894 nach Ernst Moritz Arndt (1769-1860) benannt, davor hieß sie Lainzer Straße. Arndt setzte sich für die nationale Erhebung gegen Napoleon und für die Einheit Deutschlands ein. Nach dem Wiener Kongress (1814/15) war er ein Bekämpfer der politischen Reaktion (Zeitschrift: Der Wächter). 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.

Architekten

Alois Plessinger - Alois Plessinger (1894-1968) studierte ab 1919 bei Franz Krauß und Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er in den 1950er- und 60er-Jahren eigenständig und in Arbeitsgemeinschaften mehrere große Wohnhausanlagen, wie etwa die Anlagen Wolfersberggasse 13-17 in Wien 14 (1954/55) und Czerninplatz 7 in Wien 2 (mit Heinrich Reitstätter, 1963/64). Besonders bemerkenswert ist das noch vor dem Zweiten Weltkrieg von Alois Plessinger geplante Einfamilienhaus Peter-Jordan-Straße 187 in Wien 18 (1931/32).

Heinrich Reitstätter - Heinrich Reitstätter (1903-1971) studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien. In Wien realisierte er auch den Großteil seiner Wohnbauprojekte, darunter die kommunale Wohnhausanlage in der Pfeilgasse 10-12, Wien 8. In Salzburg zeichnete er für die Bauleitung des "Hotel Europa" verantwortlich (Pläne von Josef Bevcar). Zudem plante er den Umbau einiger Filialen der Creditanstalt-Bankverein AG in Salzburg und Wien.