Eichenstraße 50-52
Eichenstraße 50-52
Eichenstraße 50-52, 1120 WienBaujahr: 1954-1955
Wohnungen: 23
Architekt: Vinzenz Herrmann
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Eichenstraße liegt im ehemaligen Wilhelmsdorf, einem Gebiet, das im 19. Jahrhundert für kurze Zeit einen eigenen Gemeindebezirk gebildet hatte. Bewilligt worden war diese kurzfristige Loslösung von Untermeidling von Probst Wilhelm Sedlacek, der für die Grundherrschaft von Klosterneuburg die Geschäfte im Bezirk führte. Nach ihm wurde "das Dörfel" benannt.Auf dem Abschnitt an der Eichenstraße direkt gegenüber dem Bahnhof Meidling stand schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Gebäude. Ursprünglich war darin das Post- und Telegrafenamt, danach bis zum Februar 1934 auch das Arbeiterheim Meidling untergebracht. Der Bezirk Meidling hatte im Krieg von allen Wiener Gemeindebezirken am meisten unter Bombenschäden zu leiden. Auch das ehemalige Arbeiterheim Meidling wurde zerstört. Im Jahr 1945 wollte man das alte Arbeiterheim neu aufbauen, musste diesen Plan jedoch aus finanziellen Gründen fallen lassen. 1944/45 errichtete die Gemeinde Wien auf diesem Areal schließlich den heutigen Wohnbau.
Die Architektur
Das rechteckige, fünfgeschoßige Gebäude mit ausgebautem Dachgeschoß im hohen Satteldach steht auf einer großen, nahezu quadratischen Parzelle an der Eichenstraße zwischen zwei Altbauten, von denen der im Westen anschließende Bau nur zweigeschoßig ist. Die Fassadenmitte ist durch zwei französische Fensterachsen mit flankierenden Fensterachsen hervorgehoben. Auf einen kurzen, geschlossenen Wandteil folgen auf beiden Seiten drei weitere Fensterachsen. Alle Fenster haben vertiefte, weiße Putzrahmen. Eine zweiachsige Dachgaupe über den beiden Türfensterachsen betont nochmals die Mitte, je eine weitere Gaupe zwischen den beiden äußeren Fensterachsen akzentuiert die Enden des Hauses. Im Erdgeschoß ist fast über die gesamte Länge ein Geschäftsbereich mit vier Eingängen untergebracht, in dem sich früher ein Postamt befand. Daran schließt am westlichen Ende ein quadratischer Durchgang in den Hofbereich an, der mit einem Gittertor verschlossen werden kann. Über diesem ist ein Sopraporterelief angebracht. Am rückwärtigen Ausgang ist der Durchgang mit einer geriffelten Steinwand ausgestattet.Vom großzügig angelegten Hofgarten aus betrachtet, ist die Rückseite des Gebäudes ebenfalls stark symmetrisch gestaltet. Drei Fensterachsenpaare mit zwei dazwischen liegenden Stiegenaufgängen gliedern die Wand. An die Stiegenaufgänge wurden im Nachhinein gläserne Aufzugstürme angebaut. Zwischen den beiden Türmen befinden sich im Erdgeschoß zwei vierflügelige Fenster, die auch auf der Rückseite das alte Postamt markierten.
... und die Kunst
Über dem Durchgang in den Hof befindet sich ein steinernes Relief von Josef Schagerl, das den "Wassergeist von Wilhelmsdorf" zeigt.
Der Name
Die Eichenstraße hat ihren Namen von zwei Eichen mit Marterln, die früher am Schnittpunkt zwischen Eichenstraße und Wilhelmstraße standen.
Architekten
Vinzenz Herrmann - Vinzenz Herrmann (1899-1977) studierte von 1918 bis 1923 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1924 die 2. Staatsprüfung ablegte. Für die Gemeinde Wien entwarf er das Wohnhaus Eichenstraße 50-52 in Wien 12 (1954/55) und zusammen mit Helene Koller-Buchwieser und Theodora Bauer die Anlage Tivoligasse 13 in Wien 12 (1959-1961).