Tivoligasse 13
Tivoligasse 13
Tivoligasse 13, 1120 WienBaujahr: 1959-1961
Wohnungen: 125
Architekt: Theodora Bauer, Vinzenz Herrmann, Helene Koller-Buchwieser
Weitere Adressen
Pohlgasse 12, 1120 Wien
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Tivoligasse besteht in ihrem heutigen Verlauf ab dem 19. Jahrhundert und war bis 1880 nur zwischen Meidlinger Hauptstraße und Ruckergasse verbaut. Sie lag auf dem Gebiet der Gemeinde Obermeidling, das damals dichter besiedelt war als die Gemeinde Untermeidling östlich der Meidlinger Hauptstraße. Die Vorgängerbauten auf dem Areal zwischen Tivoligasse und Pohlgasse fielen den Kriegseinwirkungen zum Opfer.
Die Architektur
Die zwei gleich langen Bauten wurden mit kurzem Zwischenraum nacheinander, gereiht in Zeilenbauweise, auf einem stark ansteigenden, längsrechteckigen Gelände zwischen der Tivoligasse im Norden und der höher liegenden Pohlgasse im Süden angelegt. Beide Trakte sind mit der Schmalseite nach den Gassen orientiert und um die Breite einer Schmalseite gegeneinander seitlich versetzt. Jeder Block ist in vier Stiegen aufgeteilt. Die Stiegenaufgänge sind westseitig angebracht. Sie werden durch breite durchlaufende Paneele aus Industriedrahtglas und daneben gesetzte schmale Farbstreifen stark vertikal betont. Beiderseits jeder Stiege sind eine dreiflügelige Fensterachse und eine Achse mit zweiflügeligen französischen Fenstern eingezogen. Der Sockel folgt wie der anschließende Gehweg terrassierend der Steigung, während das Satteldach waagrecht durchgezogen ist. Dadurch vermindert sich die Geschoßanzahl zur Pohlgasse hin von sieben auf vier. Die Ostseite der Gebäude wird durch Balkonachsen gegliedert. Die Schmalseiten beider Blöcke sind durch je zwei Balkonachsen oder Fensterachsen eher unauffällig gestaltet. Bei der an der Pohlgasse liegenden Schmalseite ist im Erdgeschoß ein Geschäftsbereich eingerichtet, in dem sich früher ein Postamt befand.
Der Name
Die Tivoligasse wurde nach der Vergnügungsstätte "Tivoli" auf dem Grünbergareal südlich der Hohenbergstraße vor Schönbrunn benannt. Das große Gebäude war mit Hallen und Galerien ausgestattet. Besonders beliebt war die große Rutschbahn auf dem Gelände davor.
Architekten
Theodora Bauer - Theodora Bauer (geb. 1924) studierte ab 1942 an der Technischen Hochschule Wien, wo sie 1950 die 2. Staatsprüfung ablegte. Bereits unmittelbar nach dem Studium kam sie zur Universale Bau AG, wo sie bis in die 1980er-Jahre beschäftigt war. Während einer kurzen Phase der Selbständigkeit um 1960 entwarf sie für die Gemeinde Wien zusammen mit Vinzenz Herrmann und Helene Koller-Buchwieser das Wohnhaus Tivoligasse 13 in Wien 12 (1959-1961). Für die Universale Bau AG, bei der Bauer später auch Oberbauleitungen über hatte, war sie unter anderem an der Errichtung des Coca-Cola-Gebäudes am Wienerberg in Wien 10 und der Glashütte Pöchlarn in Niederösterreich beteiligt.
Vinzenz Herrmann - Vinzenz Herrmann (1899-1977) studierte von 1918 bis 1923 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1924 die 2. Staatsprüfung ablegte. Für die Gemeinde Wien entwarf er das Wohnhaus Eichenstraße 50-52 in Wien 12 (1954/55) und zusammen mit Helene Koller-Buchwieser und Theodora Bauer die Anlage Tivoligasse 13 in Wien 12 (1959-1961).
Helene Koller-Buchwieser - Helene Koller-Buchwieser (1912-2008) studierte an der Technischen Hochschule Wien. Nach ihrem Studiumsabschluss 1937 arbeitete sie zunächst im Atelier ihres Vaters Bruno Buchwieser mit, bis sie 1946 ihr eigenes Architekturbüro eröffnete. Zunächst am Wiederaufbau beteiligt, galt ihr Interesse vor allem der Sakralarchitektur; so wurden u. a. die Pfarrkirche Neumargareten in Wien 12 und die Karmeliterkirche in Wien 10 nach ihren Entwürfen wiedererrichtet. In den 1960er- und 1970er-Jahren plante sie neben sozialen Wohnbauten auch eine große Anzahl von privaten Wohnhäusern in Wien und Umgebung. Die Architektin war sozial sehr engagiert und leistete u. a. Entwicklungshilfe in der Republik Burkina Faso.