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Jägerhausgasse 58-66

Fakten

Jägerhausgasse 58-66

Jägerhausgasse 58-66, 1120 Wien

Baujahr: 1960-1961

Wohnungen: 89

Architekt: Franz Plass

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Unweit des ursprünglich als Valerie-Cottage bekannten Parkgeländes, in dem sich bis 1915 die Villa Pronay, der Sommerwohnsitz Ludwig van Beethovens befand, wurde in den Jahren 1960 bis 1961 diese aus insgesamt fünf Wohnhäusern bestehende Anlage nach Plänen des österreichischen Architekten Franz Plass errichtet. Sie grenzt an den Altmannsdorfer Anger, der seit 1908 nach den Weideplätzen der ehemaligen Gemeinde Altmannsdorf benannt ist. Aufgrund einer Bürgerinitiative im Jahr 1990 zur Erhaltung der Kleingartenareale in diesem Gebiet bleibt die Jägerhausgasse auch künftig von Großbauprojekten unberührt.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus fünf parallel angeordneten, dreigeschoßigen Häusern mit jeweils zwei Stiegen und umfasst insgesamt 89 Wohnungen. Ein wichtiges Merkmal der Anlage ist das Planungsprinzip der Zeilenbauweise. An die Stelle der herkömmlichen Blockrandbebauung tritt hier das Bauen in parallel gesetzten Reihen in Ost-West-Richtung. Der Zugang zu den Wohnungen erfolgt jeweils an der Nordseite der Gebäude. Die Fassaden sind bis auf die ab dem zweiten Geschoß leicht zurückversetzten und farblich akzentuierten Stiegenhauskerne schlicht gestaltet. Dadurch wird auch der in dieser Achse liegende Hauseingang hervorgehoben. Südseitig sind Loggien angebracht, die baulich leicht vor die glatt verputzte Fassade treten und in derselben Farbe gestaltet sind wie die nordseitigen Stiegenhauskerne, sodass der Wechsel in der Funktion durch die an der Fassade verwendete Farbe optisch gekennzeichnet ist. Jedes Gebäude folgt dabei einem eigenen Farbkonzept (rosa, orange, grün und blau) und ist so von den anderen gut zu unterscheiden. Der terrainbedingte Niveauunterschied des Geländes von der Hervicusgasse im Nordwesten zur Jägerhausgasse im Südosten wird in der grob verputzen Sockelzone der Gebäude aufgegriffen und dadurch ausgeglichen.
Gemäß dem städtebaulichen Prinzip der frühen 1960er-Jahre verfügt die Anlage neben gepflegten Grün- und Ruheflächen auch über einen Sportplatz. Darüber hinaus ist ihr im Norden ein großzügig angelegtes, gemeinschaftlich zu nützendes, umzäuntes Gartengrundstück vorgelagert. Ausreichend Parkmöglichkeit besteht auf dem eigenen Autoabstellplatz bei Stiege 2 sowie in den umliegenden Gassen.

... und die Kunst

An vier der insgesamt fünf Häuser (bis auf Nr. 58) befindet sich an der Nordseite der Fassade ein großzügig dimensioniertes Mosaikbild, das jeweils eine der vier Jahreszeiten darstellt. Die vom österreichischen Maler und Grafiker Karl Hauk (1898-1974) als eine Art Hauszeichen gestalteten Bilder stammen aus den Jahren 1960/61.

Der Name

Die frühere Gemeindegasse wurde im Jahr 1894 nach einem ehemals nördlich der Hetzendorfer Straße gelegenen Jägerhaus umbenannt. Im selben Jahr wurde die frühere Gärtnergasse nach dem Lehensbesitzer Hervicus von Hetzingen in Hervicusgasse getauft.

Architekten

Franz Plass - Franz Plass (1895-1962) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien und wechselte im Anschluss an die Akademie der bildenden Künste, wo er die Meisterklasse von Friedrich Ohmann besuchte. Plass war zunächst in der Schweiz und in Deutschland tätig, bevor er nach Prag kam, wo er sich an den Entwürfen von öffentlichen Bauten und großen Wohnhausanlagen beteiligte. Nach dem Zweiten Weltkrieg vorübergehend in Wien ansässig, folgte er 1947 einer Berufung nach Chile, wo er an der Realisierung großer Siedlungsprojekte mitarbeitete. Ab 1954 war er wieder als Architekt in Wien tätig.