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Zanaschkagasse 12 und 16

Fakten

Zanaschkagasse 12 und 16

Zanaschkagasse 12, 1120 Wien

Baujahr: 1976-1980

Wohnungen: 606

Architekt: Erich Bauer, Michael Pribitzer, Leo Parenzan, Fritz Waclawek, Viktor Hufnagl, Traude Windbrechtinger, Wolfgang Windbrechtinger, Joachim Peters

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

Auslöser für das Wohnprojekt "Am Schöpfwerk" war die kritische Ausstellung "Städtische Wohnformen" von Viktor Hufnagl sowie Wolfgang und Traude Windbrechtinger im Jahr 1966. Die Gemeinde Wien stellte im Jahr darauf ein achtköpfiges Architektenteam unter der Leitung von Viktor Hufnagl (1922-2007) zusammen, um das insgesamt 13 Jahre dauernde Projekt "Am Schöpfwerk" zu realisieren. Das Großprojekt wurde in verschiedene Bauphasen unterteilt und die heute 1.707 Wohneinheiten umfassende Schöpfwerk-Siedlung in Ringen organisiert. Die Anlage an der Zanaschkagasse 14 bildet den so genannten Süd-Ring, der wie der benachbarte Ost- und Süd-West-Ring an den Hausnummern 12 und 16 in den Jahren 1976 bis 1980 ausgeführt wurde.

Die Architektur

Die Bauten des Ost- und Süd-West-Rings folgen der im Geviert angeordneten Hofstruktur, wobei jeder Hof mit denen der anderen Ringe in den Erschließungsachsen durch Lauben- bzw. Durchgänge und Wege verbunden ist.

Die sechsgeschoßigen Gebäudeblöcke an der Zanaschkagasse 12 und 16 sind an den Schmalseiten abgestuft, wodurch ost- und westseitige Terrassenwohnungen entstehen. Die Wohnungen an den Längsseiten verfügen hingegen über mit Blumentrögen ausgestattete Loggien.

Das Architektenteam folgte bei der Gestaltung der Fassade den Prinzipien der 1970er-Jahre. Der Außenbau besitzt nahezu keine geschlossene, aufragende Wand, sondern ist abwechselnd mit Loggien bzw. ost- und westseitigen Terrassen sowie großen, mehrteiligen Fenstern mit Sprossenteilung ausgestattet. In die Planung wurde auch die Wiener Tradition der Höfe, vor allem jene des "Roten Wien", wieder aufgenommen und urban interpretiert. Dabei wurde besonderer Wert auf die Typenvielfalt der Wohnungen gelegt.

Die Großanlage verfügt über eine dichte, kleinstadtähnliche Infrastruktur, welche Gemeinschaftseinrichtungen für Bildung und Freizeit beinhaltet, darunter eine Volks- und Hauptschule, Kindergärten, Hort, Kinderspielplätze in allen Hofabschnitten, mehrere Klubs, eine abwechslungsreiche Geschäftsinfrastruktur sowie eine Kirche an der Lichtensterngasse, die nach Entwürfen Viktor Hufnagels gebaut wurde.

... und die Kunst

Im Durchgang zur Wohnanlage an der Zanaschkagasse 12 sind links und rechts an den Wänden je zwei quadratische Emailtafeln auf Metallgrund angebracht. Sie stammen vom österreichischen Maler und Bildhauer Günther Kraus (geb. 1930 in Klagenfurt) aus dem Jahr 1980 und zeigen abstrakte Kompositionen aus Geraden und Kreisen, die zum Teil an anthropomorphe Gestalten erinnern. In den Durchgängen zu den vier Höfen sowie in den davon wegführenden Laubengängen befinden sich zahlreiche weitere Emailtafeln des Künstlers unterschiedlichen Formats und Größe.

Der Name

Die Zanaschkagasse wurde im Jahr 1970 nach dem Lederarbeiter, Sozialdemokraten und Meidlinger Bezirksvorsteher der Jahre 1918 bis 1934, Alois Zanaschka (1870-1936), benannt. Er starb 1936 an den Folgen seiner Inhaftierung nach dem Bürgerkrieg von 1934.
Der ehemalige Inzersdorfer Weg erhielt 1912 die Bezeichnung "Am Schöpfwerk" nach dem Hebewerk der 1. Wiener Hochquellwasserleitung.

Die heutige Lichtensterngasse wurde im Jahr 1969 nach dem Gründer der österreichischen Keramikindustrie, Richard Lichtenstern (1870-1937), benannt.

Architekten

Erich Bauer - Erich Bauer (1925-1995) studierte von 1946 bis 1951 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer Wohnhäuser beteiligt, wie etwa an den Anlagen Comeniusgasse 2 in Wien 17 (1963-1965) und Zanaschkagasse 14 und 16 in Wien 12 (1976-1980).

Michael Pribitzer - Michael Pribitzer (1926-2004) studierte von 1945 bis 1952 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa am Karl-Honay-Hof in Wien 16, Gablenzgasse 82-86 (1965/66) und der Anlage Sagedergasse 7-11 in Wien 12 (1969-1971).

Leo Parenzan - Leo Parenzan (geb. 1928) studierte von 1950 bis 1954 Architektur bei Otto Niedermoser an der Hochschule für angewandte Kunst Wien. Unter anderem war er für die Gemeinde Wien an den Entwürfen zu den Wohnhausanlagen Zanaschkagasse 14 und 16 in Wien 12 (1976-1980) beteiligt.

Fritz Waclawek - Fritz Waclawek (geb. 1942) studierte ab 1960 Architektur an der Technischen Hochschule, wo er 1966 sein Diplom erhielt. Bereits im Jahr nach seinem Abschluss war er Bauleiter am von Adolf Hoch entworfenen Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus in Wien 20 (1967-1972). Als selbständiger Architekt widmet sich Waclawek vielseitigen Aufgabenbereichen. So war er an der Entwicklung des städtebaulichen Leitplans für die Wohnbebauung am Schöpfwerk in Wien 12 beteiligt (1974-1980), entwarf aber auch Industriebauten wie etwa für die Fleischereimaschinenhalle Sankt Marx in Wien 3 (Baumgasse 68, 1977). 2000 wurde nach seinen Plänen das erste Passivhaus Wiens (Anzbachgasse 36, Wien 14) fertig gestellt.

Viktor Hufnagl - Viktor Hufnagl (1922-2007) studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister. Ab 1956 als freischaffender Architekt tätig, spezialisierte er sich auf Schul- und Wohnungsbauten. Als revolutionäre Neuerung galt die von Hufnagl 1973 in Wörgl (Tirol) erbaute Hallenschule. Zu den bekanntesten Werken des vielfach ausgezeichneten Architekten zählen die Kirche und die Wohnhausanlage "Am Schöpfwerk" (Wien 12) sowie die Roßauer Brücke (Wien 9 und 2).

Traude Windbrechtinger - Traude Windbrechtinger (geb. Ketterer, 1922 in Graz) studierte von 1945 bis 1948 bei Friedrich Zotter an der Technischen Hochschule Graz. Nach mehreren Jahren als freie Mitarbeiterin im Büro Heintrich-Petschnigg-Moser in Düsseldorf (D) gründete sie 1956 mit ihrem Ehemann Wolfgang Windbrechtinger ein bis 1995 bestehendes Architekturbüro in Wien. Ihr größtes und wichtigstes Bauvorhaben war der Masterplan zur Wohnverbauung "Am Schöpfwerk" in Wien 12 (mit Viktor Hufnagl u. a., 1974-1981).

Wolfgang Windbrechtinger - Wolfgang Windbrechtinger (geb. 1922 in Ramingstein/Slzbg.) studierte Architektur von 1945 bis 1950 an der Technischen Universität Graz. Er war zunächst in Düsseldorf tätig, bevor er sich in Wien als freischaffender Architekt niederließ, wo er bis zu seiner Pensionierung 1995 ein gemeinsames Büro mit seiner Ehefrau Waltraude Windbrechtinger führte. In Wien und Niederösterreich schuf das Ehepaar vor allem in den 1960er-Jahren zahlreiche Kindergärten. Wolfgang Windbrechtingers wichtigstes Projekt war die Erstellung des Masterplans zur Wohnverbauung "Am Schöpfwerk" (ab 1967) für die Gemeinde Wien. Er baute mit seiner Ehefrau aber auch das Wiener Schauspielhaus in Wien 9 um (1977/78) und konzipierte und gestaltete mit Wilhelm Holzbauer die Fußgängerzone Kärntner Straße in Wien 1 (ab 1969).

Joachim Peters - Der Architekt und Keramiker Joachim Peters wurde 1912 in Osterode am Harz (D) geboren. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaft an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Marcusgasse 4-12 in Wien 14 (1961-1963) und Zanaschkagasse 14 und 16 in Wien 12 (1976-1980). Joachim Peters ist 1987 in Wien verstorben.

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