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Eduard-Popp-Hof

Fakten

Eduard-Popp-Hof

Biraghigasse 38-42, 1130 Wien

Baujahr: 1931-1933

Wohnungen: 146

Architekt: Viktor Reiter

Weitere Adressen

Wolkersbergenstraße 22-24, 1130 Wien

Josef-Kyrle-Gasse 1-7, 1130 Wien

Wohnen in Wien

Zu Beginn der 1930er-Jahre wurde der kommunale Wohnungsbau durch die zunehmend schlechte Wirtschaftslage massiv eingeschränkt. Um für die arbeitslose Bevölkerung trotzdem Wohnraum und Beschäftigung schaffen zu können, ging die Stadt dazu über, am Stadtrand liegendes Bauland zu erschließen und so genannte "Erwerbslosensiedlungen" zur Verfügung zu stellen. Die Siedlungshäuser wurden von den späteren Bewohnern nach einem vorgegebenen Bebauungsplan selbst errichtet. Durch die Ausschaltung des Parlaments und die Einführung einer autoritären ständestaatlichen Verfassung verlor Wien 1934 den Status eines eigenen Bundeslandes. Der Wohnbau kam so gut wie zum Erliegen, und die Arbeitslosigkeit stieg weiter. Der wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung versuchte die Stadt entgegenzuwirken, indem sie Bauland zur Gründung autarker Wohneinheiten bereitstellte und so die Bewohner aus dem Elend der traditionellen Arbeiterbezirke an den grünen Stadtrand absiedelte.

Geschichte

Jener Bereich des 13. Bezirks, in dem die Wohnhausanlage liegt, wurde durch den Bau des Lainzer Pflegeheims (1902-1904) und des Lainzer Krankenhauses (1908-1913) Anfang des 20. Jahrhunderts städtebaulich erschlossen. Bereits einige Jahre zuvor waren Straßen angelegt worden, im Zuge der Errichtung des Spitals und des Altersheims wurde eine Straßenbahnlinie eingerichtet. Dennoch blieb die Gegend ländlich geprägt. Zahlreiche brachliegende Bauplätze in dem nur locker verbauten Gebiet dienten der Tierhaltung und als Futterwiesen. In der Zwischenkriegszeit wurde das Gebiet als zusätzliches Wohngebiet erschlossen. Die heutige Wohnhausanlage entstand in den Jahren 1931-33 im Rahmen des kommunalen Wohnbauprogramms. (Unterschiedliche Angaben zu den Baujahrdaten resultieren aus den Angaben der verschiedenen Quellen.) Um die Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg zu lindern, wurden 1951 in einigen Gebäuden nachträglich Dachgeschoßwohnungen eingebaut, die das ursprüngliche Aussehen der Anlage leicht veränderten.

Die Architektur

Die auf einem dreieckigen, von Straßen begrenzten Grundstück errichtete Wohnhausanlage fällt vor allem durch ihr Bebauungskonzept sowie die eigenwillige Architektur auf. Die Anlage besteht aus vier in Randbebauung konzipierten Wohntrakten, die einen parkartig gestalteten Freiraum umschließen, in dessen Zentrum ein H-förmiger Wohntrakt liegt. Dieser in Nord-Süd-Richtung orientierte Trakt unterteilt den Garten in drei Bereiche. Die Randbebauung wird an mehreren Stellen aufgebrochen, sodass Durchblicke und Achsenbezüge entstehen, die der Anlage einen aufgelockerten Charakter verleihen.
Die schlichten, weiß verputzen oder mit Eternitplatten verkleideten Wohntrakte sind zwei- bis viergeschoßig und werden durch die scheinbar in die giebelständigen Baukörper eingeschobenen, kubischen Bauteile der Stiegenhäuser gegliedert. Konvexe, sich aus der flachen Hauswand herausschwingende Stiegenhausachsen verleihen den Baukörpern einen ungewöhnlichen Ausdruck. Im Süden am Helene-Druskowitz-Park markieren zwei blockartige Kopfbauten den Hauptzugang zur Anlage, der in einer Linie zur konkav geschwungenen Front des im Garten liegenden Traktes führt. Das Spiel von flacher und geschwungener Wand sowie das Bebauungskonzept insgesamt machen die Anlage neben der vom selben Architekten errichteten Wohnhausanlage Speisinger Straße 84-98 zu einem der interessantesten Wohnbauprojekte der Zwischenkriegszeit.

Der Name

Der Hof ist nach dem sozialdemokratischen Politiker Eduard Popp (1916-2001) benannt. Er hatte sich von Jugend an in der sozialdemokratischen Bewegung engagiert, zunächst in der Gewerkschaft, dann in der Bezirksorganisation Meidling. In der Zeit des Ständestaats (1934-1938) war er für die damals verbotene "Arbeiter-Zeitung", das Zentralorgan der österreichischen Sozialdemokratie, tätig. 1946 übernahm er die Funktion eines Vertrauensmannes in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, 1954-1964 war er Bezirksrat in Hietzing, 1964-1969 Bezirksvorsteher-Stellvertreter und danach bis 1976 Bezirksvorsteher; einer der wenigen "roten" in diesem traditionell eher konservativ wählenden Bezirk.

Architekten

Viktor Reiter - Viktor Reiter (1894-1973) studierte bei Leopold Bauer und Franz Krauß an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien plante er vor allem in den 1930er-Jahren mehrere Wohnhausanlagen, wie etwa die Anlagen Rosenhügelstraße 35a in Wien 12 (1930/31), Biraghigasse 38-42 in Wien 13 (1932/33) und Speisinger Straße 84-98 in Wien 13 (1929/30).