Speisinger Straße 47-53
Speisinger Straße 47-53
Speisinger Straße 47-53, 1130 WienBaujahr: 1953-1954
Wohnungen: 81
Architekt: Rudolf Scherer, Armin Dolesch
Weitere Adressen
Fehlingergasse 39, 1130 Wien
Fehlingergasse 44, 1130 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Wohnanlage wurde auf mehreren vormals bebauten und unbebauten Grundstücken an der Speisinger Straße errichtet. Einige der Liegenschaften gehörten bereits seit 1861 der Gemeinde Speising und gelangten im Zuge der Eingemeindung von 1890/92 in den Besitz der Stadt Wien. Auf dem gemeindeeigenen Grundstück mit der Hausnummer 51-53 befand sich ein ebenerdiges Eckhaus, das im Zweiten Weltkrieg durch eine Fliegerbombe zerstört wurde, auf dem Grundstück Nr. 47 ein altes Vororthaus. Nach dem Krieg entstand die Wohnanlage im Rahmen des Wiederaufbauprogramms.
Die Architektur
Die Wohnanlage besteht aus zwei durch die Fehlingergasse getrennten Bauteilen. Ein in Blockrandbebauung errichteter dreigeschoßiger Bauteil mit der Hausnummer 47-49 reicht von der Speisinger Straße bis in die Fehlingergasse. Der zweite Teil der Anlage (Nr. 51-53) reicht ebenfalls von der Speisinger Straße bis in die Fehlingergasse. Mit Rücksicht auf die städtebauliche Struktur schließen auch hier die Trakte dreigeschoßig an die Nachbarbebauung an, wobei die Ecksituation durch das Zurückstaffeln der Gebäudetrakte von der Baulinie und das Einfügen eines um ein Stockwerk erhöhten Baublocks einen differenzierten Umgang mit der Randbebauung erkennen lassen. Zudem zeugt die Anlage der Hofzugänge und Geschäftslokale von einer überlegten urbanistischen Planung. So befinden sich die Hofdurchgänge der beiden Bauteile in der der Speisinger Straße untergeordneten Fehlingergasse. Dagegen ist das Erdgeschoß zur Speisinger Straße - entsprechend ihrer übergeordneten Bedeutung als Hauptverkehrsstraße - als Ladenzone ausgebildet. Kennzeichen der Anlage ist ihre einfache architektonische Gestaltung. Die regelmäßige Fassadenordnung, die Sattel- bzw. Walmdächer mit Dacherkern sind typisch für viele Wohnbauten der Nachkriegszeit. Details wie die französischen Fenster, Putzfensterrahmungen und kleine Vordächer an den Hauseingängen sind weitere Merkmale der Architektur jener Jahre. Beide Bauteile besitzen einen begrünten Gemeinschaftshof, von dem aus die Stiegen zugänglich sind.
Der Name
Seit 1894 erinnert die Speisinger Straße an den Namen des alten Vorortes, der 1355 erstmals urkundlich erwähnt und 1890/92 zum 13. Bezirk eingemeindet wurde. Vorher hieß der Straßenzug Hauptstraße und Wiener Straße. Die Fehlingergasse erinnert an den ehemaligen Gemeinderat von Speising Friedrich Fehlinger (1817-1890).
Architekten
Rudolf Scherer - Rudolf Scherer (1891-1973) studierte an der Technischen Hochschule Wien u.a. bei Max Ferstel und Max Fabiani. Für die Gemeinde Wien entwarf er bis in die späten 1950er-Jahre Wohnhausanlagen. Diese sind - ebenso wie die nach seinen Plänen erbauten Sommerhäuser in Wien und Niederösterreich - betont funktional durchgestaltet.
Armin Dolesch - Armin Dolesch (geb. 1928) studierte von 1947 bis 1950 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Lois Welzenbacher. Nach dem Studium verbrachte er einige Zeit in Zürich, machte sich aber bereits 1952 in Wien als Architekt selbstständig. Die Gemeinde Wien, für die er vier Wohnbauten errichtete, war einer seiner ersten Auftragsgeber. Seit 1970 ist Dolesch vor allem im Gesundheitswesen tätig. Ein besonderes Anliegen ist ihm auch der Schulbau. Auf der Suche nach neuen Gestaltungsmöglichkeiten gründete er die Arbeitsgruppe "Kinder(t)raum - Lebensraum Schule".