Trauttmansdorffgasse 22-24
Trauttmansdorffgasse 22-24
Trauttmansdorffgasse 22-24, 1130 WienBaujahr: 1969-1970
Wohnungen: 32
Architekt: Robert Tuma
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Anstelle der im Herzen des alten Hietzinger Ortskerns gelegenen Wohnhausanlage befand sich ursprünglich das Hietzinger Armenhaus. Später wurde das Haus anderweitig genutzt und im Hofbereich um ein zweigeschoßiges Stallgebäude mit Wagenremise erweitert. Dabei waren im ersten Stock die Pferdeställe untergebracht, die über Rampen zugänglich waren. Nach der Eingemeindung Hietzings nach Wien im Jahr 1890 wurde das Gebäude von der Gemeinde Hietzing übernommen und beherbergte bis zur Errichtung des Bezirksamtsgebäudes am Hietzinger Kai (1912-1914) die städtische Straßenreinigung sowie Teile der Bezirksverwaltung. Die alten Baulichkeiten wurden 1965 abgerissen. Neben dem Wohnhaus entstand im ehemaligen Hofbereich ein ein- bis zweigeschoßiges Gebäude für die Gebietskrankenkasse und die Stadtreinigung. Zudem wurden Parkplätze angelegt.
Die Architektur
Das in einer Baulinie mit den Althäusern liegende Wohnhaus folgt der Krümmung der Trauttmansdorffgasse an dieser Stelle. Entsprechend der Straßenbiegung gliedert sich der Bau in drei Abschnitte mit je einer Stiege. Straßenseitig sind die drei Abschnitte am Außenbau durch die Fassadengliederung erkennbar. Großzügig geschnittene französische Fenster begrenzen seitlich die beiden äußeren Bauteile. Der mittlere Abschnitt wird an den Flanken durch über drei Geschoße reichende Loggienreihen aufgelockert. Die dazwischen liegenden Fenster, deren Größe und Form sich nach der Funktion der dahinter liegenden Räume richten, sind durch farbigen Verputz zu einer Einheit zusammengefasst. Hofseitig stellt die Fensterverteilung das bestimmende Gliederungselement dar. Die nüchterne Architektur folgt funktionalen Gesichtspunkten, deren Augenmerk auf dem Komfort der Wohnungen im Inneren liegt. Der Hof ist über eine Wohnstraße direkt mit der parallel verlaufenden Altgasse verbunden.
Der Name
Die Trauttmansdorffgasse ist seit 1894 nach der Gräfin Therese Trauttmansdorff (1784-1847) benannt und hieß vorher Alleegasse. Vom Geld des Erbes der Gräfin gründete der Arzt Dr. Eduard Haikes 1847 das Hietzinger Armenhaus in der heutigen Trauttmansdorffgasse.
Architekten
Robert Tuma - Robert Tuma (geb. 1935) studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er 1958 die Meisterklasse von Roland Rainer absolvierte. Als freischaffender Architekt war Tuma an der Errichtung zahlreicher Wohnprojekte, aber auch an vielen Bauten der städtischen Infrastruktur beteiligt. Seit 1998 ist Robert Tuma im Ruhestand. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhäuser Kirchhoffgasse 13 und Morelligasse 1-3 (beide in Wien 21, 1968-1971).