Speisinger Straße 100
Speisinger Straße 100
Speisinger Straße 100, 1130 WienBaujahr: 1970-1971
Wohnungen: 18
Architekt: Albrecht F. Hrzan
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Das Wohnhaus liegt nahe dem ehemaligen Linienamtsgebäude (Speisinger Straße 104) an Wiens alter Stadtgrenze. Denn nach der Eingemeindung Speisings nach Wien 1890/92 wurde die so genannte Verzehrungssteuer, die vorher an der Linie entlang des heutigen Gürtels eingehoben worden war, an den neuen Außengrenzen der Stadt eingefordert. Im Jahr 1968 erwarb die Gemeinde Wien das Grundstück, auf dem die Wohnanlage heute steht. Anstelle des Gemeindebaus befand sich vorher ein einstöckiger Altbau mit Straßentrakt, seitlichem Hoftrakt und Garten. Das alte Haus wurde 1970 abgerissen.
Die Architektur
Die kleine Wohnanlage bildet die Ergänzung des südwestlich anschließenden Gemeindebaus Speisinger Straße 102. Die Anlage mit einer Stiege besteht aus einem zweistöckigen Wohngebäude an der Speisinger Straße, das in der Bauhöhe an das Nachbarwohnhaus anschließt und mit seiner Dachkonstruktion mit diesem verbunden ist. Straßenseitig lockern Geschäftslokale die Erdgeschoßzone auf. Im Gartenhof befinden sich zwei einstöckige Wohnhäuser mit je einer Stiege, die an das hier gelegene Wohngebäude des benachbarten Gemeindebaus anschließen. Alle Hauseingänge sind vom Gartenhof zu erreichen. Kennzeichen der schlichten Architektur sind die rau verputzten und regelmäßig mit Fenstern gegliederten Fassaden. Die Stiegenhausachsen werden durch das leichte Vortreten der Fassade über die gesamte Bauhöhe hervorgehoben. Balkone dienen als zusätzliches Gliederungselement.
Der Name
Seit 1894 erinnert die Speisinger Straße an den Namen des alten Vorortes Speising, das 1355 erstmals urkundlich erwähnt und 1890/92 in den 13. Bezirk eingemeindet wurde. Vorher hieß der Straßenzug Hauptstraße und Wiener Straße.
Architekten
Albrecht F. Hrzan - Der in Malmö/Schweden geborene Albrecht Hrzan (1903-1975) war 1922/23 und 1924/25 an der Technischen Hochschule Wien inskribiert und ist ab 1940 als Student von Alexander Popp an der Akademie der bildenden Künste Wien nachweisbar. Für die Gemeinde Wien entwarf Albrecht Hrzan unter anderem die Wohnhausanlagen Braunhirschengasse 33-37 und 43 in Wien 15 (1965-1967) und Speisinger Straße 100 in Wien 13 (1970/71). Von ihm stammen auch die Pläne für das Film-Casino in Wien 5, Margaretenstraße 78 (1954).