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Heinrich-Hies-Hof

Fakten

Heinrich-Hies-Hof

Schluckergasse 1-13, 1130 Wien

Baujahr: 1971-1972

Wohnungen: 84

Architekt: Ferdinand Gaisser, Adolf Illner

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

Die Wohnhausanlage entstand im Rahmen der Erschließung neuer Wohngebiete an den Ausläufern des 257 Meter hohen Rosenhügels. Der Name Rosenhügel leitet sich von den früher hier gezüchteten Rosenkulturen und dem gleichnamigen Gut Rosenberg ab. In der Nähe liegt das 1869 bis 1873 erbaute Wasserreservoir der 1. Wiener Hochquellwasserleitung, die zur besseren Versorgung der Bevölkerung mit frischem Wasser errichtet wurde. Bis zum Bau der Wohnhausanlage befanden sich auf dem Gelände Wiesen.

Die Architektur

Das Bebauungskonzept und die Architektur der Wohnhausanlage sind charakteristisch für die frühen 1970er-Jahre. Die Anlage besteht aus sieben kubischen Baukörpern, die in zwei Reihen zu je drei bzw. vier gekoppelten und gestaffelten Wohnblöcken angeordnet sind. Dazwischen führt ein Fußweg durch die Anlage. Regelmäßig angeordnete Fenster gliedern die Fassaden, die zudem durch nischenartige und farblich akzentuierte Abschnitte in der Vertikale rhythmisiert werden. Jeder Wohnblock wird zum Dach hin durch ein breites, gesimsartiges Putzband, das über die nischenartigen Rücksprünge läuft, abgeschlossen. Großzügig konzipierte Loggien lockern die Gebäude auf.

Im Kern der dreigeschoßigen Häuser befinden sich die Treppen, über die die Wohnungen zu erreichen sind. Sowohl die Ausstattung als auch die Wohnungsgrößen von 37, 54, 72 und 90 m², aber auch die Tatsache, dass jede Wohnung eine Loggia besitzt, sind kennzeichnend für den gestiegenen Standard im Wohnhausbau der 1970er-Jahre.

... und die Kunst

Die Hauseingänge werden von Seitenwänden, die das Vordach tragen, flankiert. Die stützenden Mauern sind mit Mosaiken oder farbigen Glasbausteinen verziert. Die von Leopold Birstinger in den Jahren 1971 bis 1973 geschaffenen Mosaike stellen "Pflanzenmotive" dar.

Der Name

Die Wohnhausanlage Schluckergasse 1-13 wurde im Sommer 2010 in Heinrich-Hies-Hof umbenannt. Heinrich Hies (1934-2003) war seit seiner Jugend der sozialdemokratischen Bewegung eng verbunden - zuerst in der Sozialistischen Jugend und dann in der SPÖ-Bezirksorganisation Hietzing. 1969 wurde er erstmals in die Bezirksvertretung gewählt, der er bis 1987 angehörte. Als Bezirksrat setzte sich Hies vor allem für die Errichtung des Gemeindebaus Schluckergasse 1-13 ein. 1987 wechselte er in den Wiener Gemeinderat und Landtag und übte dort sein Mandat bis 1991 aus. Beruflich war Heinrich Hies Offizier beim Bundesheer, wo er u.a. als Obmann der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter im Zentralausschuss der Personalvertretung beim Bundesministerium für Landesverteidigung tätig war.
Heinrich Hies wurde u.a. mit dem Silbernen Verdienstzeichen der Stadt sowie dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet.

Architekten

Ferdinand Gaisser - Ferdinand Gaisser (1909-1989) studierte ab 1926 an der Wiener Kunstgewerbeschule. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Schluckergasse 1-13 in Wien 13 (1970-1972) und gemeinsam mit Adolf Illner die Wohnhausanlage Markhofgasse 20 in Wien 3 (1969-1971).

Adolf Illner - Adolf Illner (1891-1980) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Zusammen mit Ferdinand Gaisser entwarf er unter anderem für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Markhofgasse 20 in Wien 3 (1969-1971).