Franz-Domes-Hof
Franz-Domes-Hof
Margaretengürtel 126-134, 1050 WienBaujahr: 1927-1930
Wohnungen: 176
Architekt: Peter Behrens
Weitere Adressen
Margaretenstraße 155-157, 1050 Wien
Gießaufgasse 36, 1050 Wien
Josef-Schwarz-Gasse 11-17, 1050 Wien
Josef-Schwarz-Gasse 11-17, 1050 Wien
Gießaufgasse 36, 1050 Wien
Margaretenstraße 155-157, 1050 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Die Wohnhausanlage erstreckt sich entlang des Gürtels, welcher anstelle des bereits ab 1704 errichteten Linienwalls angelegt wurde. Dabei handelte es sich um einen Erdwall mit vorgelagertem Graben, der die Stadt vor feindlichen Angriffen schützen sollte. Nach der Eingemeindung der Vororte wurde der Linienwall ab 1894 demoliert und mit dem Bau der Stadtbahn (heute Linie U6) begonnen.
Die Architektur
Die Anlage umschließt einen ehemals offenen, großen Straßenhof sowie einen kleineren Innenhof. Die Baublöcke sind horizontal durch Balkone und Loggien gegliedert. Die Stiegenhäuser ergänzen den Bau um eine vertikale Komponente; sie dienen nicht nur der Erschließung der Wohnungen, sondern unterteilen auch die Fassade. Das Erdgeschoß hebt sich durch seine Klinkerverkleidung von den grob verputzten Obergeschoßen ab. Ein besonderes Detail in der Gestaltung stellen die übereck laufenden Balkone und Konsolenstreifen dar. Am gesamten Bauwerk ist die Formenbeherrschung Peter Behrens klar zu erkennen.
... und die Kunst
Beim linken Eingang ist ein Reliefporträt des Namensgebers Franz Domes, geschaffen von Alfons Riedel, zu finden. Die Plastik "Der Lichtbringer" von Mario Petrucci, welche die Inschrift "Licht in der Wohnung - Sonne im Herzen" trägt und für Natur- und Körperkult sowie für Aufklärung und Wissen steht, ziert den Bereich des rechten Eingangs.
Der Name
Franz Domes (1863-1930), ein gelernter Schlosser, war Mitglied des Wiener Gemeinderates (1906-1920), des österreichischen Reichsrates (1911-1918) und von 1919 bis zu seinem Tod auch des Nationalrates. Besonders erwähnenswert sind seine Leistungen im Bereich der vorbildlichen Sozialgesetzgebung nach dem 1. Weltkrieg.
Architekten
Peter Behrens - Peter Behrens (1868-1940) studierte ursprünglich Malerei und kam erst später durch Selbststudien zur Architektur. Durch seine Tätigkeit für die AEG (Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft), für die er in seiner Funktion als "künstlerischer Beirat" ab 1907 sowohl als Architekt als auch als Produktgestalter tätig war, gilt er als Begründer des modernen Industriedesigns. Die nach seinen Entwürfen entstandene AEG Montagehalle in Berlin ist eines der Hauptwerke der modernen Architektur. In seinem Architekturbüro lernten die wichtigsten Architekten des 20. Jahrhunderts ihr Handwerk: Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier. 1922 übernahm Behrens in Wien den Lehrstuhl Otto Wagners. Sein bedeutendstes Werk in Österreich ist die Zigarettenfabrik der Österreichischen Tabakgesellschaft in Linz (1929-1935).